Aktuelles

Mitteilung des Vereins Bilingual Graz

 

In den letzten Jahren waren wir bemüht, eine zweisprachige Volksschulklasse (deutsch-ungarisch) in Graz zu starten.

Trotz professioneller Arbeit aller Projektbeteiligten und der Unterstützung des Landeschulrates sowie der Stadt Graz konnte leider kein zentral gelegener Standort gefunden werden, an dem die Direktion und die LehrerInnenschaft unsere Kinder mit offenen Armen empfangen hätten. Stattdessen stießen wir auf Misstrauen und Vorurteile dort, wo Kindern Neugier geweckt und Offenheit vermittelt werden sollte.

Wir bedanken uns für Ihr Interesse und die zahlreiche Unterstützung!

Dipl. - Päd. Katharina Lanzmaier-Ugri,
Pädagogische Projektleiterin

Graz, 29. Januar 2012

Leider wird es im Schuljahr 2011/12 keine zweisprachige Volksschulklasse (deutsch-ungarisch) in Graz geben. Es ist uns trotz Unterstützung der Schulbehörde und vieler PolitikerInnen nicht gelungen einen passenden Standort bzw. ein motiviertes LehrerInnen-Team für unser Projekt zu finden. 

Für das Schuljahr 2011/12 besteht die Möglichkeit an der VS Geidorf in der Muchargasse einen verstärkten ungarischen Erstsprachenunterricht am Standort anzubieten. Die Anzahl der Unterrichtsstunden hängt von der Anzahl der Kinder ab.

Ab Herbst schulpflichtige Kinder, die noch nicht angemeldet sind, können auch im laufenden Schuljahr jederzeit angemeldet werden.

 

Für das Schuljahr 2012/13 ist eine zweisprachige Volksschulklasse an einem geeigneten Standort in Graz geplant.

 

Lesen Sie mehr über den muttersprachlichen Unterricht in Österreich und über die Mehrsprachigkeit...

Der muttersprachliche Unterricht in Österreich

Der „Muttersprachliche Unterricht“ gehört seit 1992/93 an den allgemein bildenden Pflichtschulen zum Regelschulwesen – mit jeweils einem eigenen Lehrplan.

Zielgruppe: Teilnahmeberechtigt sind alle SchülerInnen mit anderen Erstsprachen als Deutsch, ungeachtet ihrer Staatsbürgerschaft sowie SchülerInnen, die im Familienverband zweisprachig aufwachsen, ebenfalls ungeachtet ihrer Staatsbürgerschaft.

 

Unverbindliche Übung
(ohne Benotung)

Freigegenstand
(mit Benotung)

Anzahl der
Wochenstunden

Volksschule

X

-----

2-6

Hauptschule

X

X

2-6

AHS-Unterstufe

X

X

8-21
im Lauf von 4 Jahren

AHS-Oberstufe

X

X

2-8
im Lauf von 4 Jahren

Die Anmeldung muss in der ersten Woche zu Beginn des 2. Semesters des vorangegangenen Schuljahres über die Schulleitung erfolgen. Auch danach ist die Anmeldung noch möglich, darf jedoch zu keiner Gruppenteilung mehr führen.

Der Unterricht an allgemein bildenden Pflichtschulen erfolgt integrativ (im Team) oder zusätzlich zum Unterricht am Nachmittag. Es können auch klassen-, schulstufen-, schul- und schulartenübergreifende Gruppen gebildet werden. Die Teilnahme von AHS - SchülerInnen an einem Hauptschulstandort ist zulässig.

Die Lehrkräfte für den muttersprachlichen Unterricht werden von den österreichischen Schulbehörden angestellt und bezahlt. Anstellungserfordernis ist ein abgeschlossenes Lehramtsstudium im Herkunftsland oder in Österreich. Im Schuljahr 2009/10 sind ca. 380 LehrerInnen für den muttersprachlichen Unterricht in ganz Österreich im Einsatz. (Albanisch, Arabisch, Armenisch, Bosnisch / Kroatisch / Serbisch, Bulgarisch, Chinesisch, Dari, Französisch, Italienisch, Pashto, Persisch, Polnisch, Portugiesisch, Romanes, Rumänisch, Russisch, Slowakisch, Spanisch, Tschechisch, Tschetschenisch, Türkisch, Ungarisch).

Für den muttersprachlichen Unterricht stehen einige approbierte Schulbücher kostenlos zur Verfügung.

Im Zeugnis, in der Schulnachricht bzw. der Schulbesuchsbestätigung ist der Besuch des muttersprachlichen Unterrichts bzw. die Note zu vermerken.

Dipl. Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri

Einige Grundbegriffe zur Mehrsprachigkeit

Eine Zweisprachigkeit (= Bilingualismus) ist im Grunde etwas Natürliches, das vorhanden ist, wenn eine/r der Sprecherinnen oder Sprecher die Sprache des anderen / der anderen halbwegs beherrscht. Dabei können diese Sprachen wahlweise verwendet werden.

Daher definieren manche Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Zweisprachigkeit dahingehend, dass so gut wie jeder Mensch mehrsprachig ist. Andere wieder setzen höhere Maßstäbe bei der Beherrschung der einzelnen Sprachen. Entscheidend ist wohl, ob das Kind oder der / die Erwachsene das Leben in sprachlicher Hinsicht meistern kann.

Die Familiensprache ist die Kommunikationssprache innerhalb des Familienverbandes.

Der Begriff „Muttersprache“ wird in der Fachliteratur kaum mehr verwendet, da die als Kind gelernte Sprache auch jene des Vaters sein kann.

In den letzten Jahren wird im Deutschen vermehrt der Begriff „Erstsprache“ verwendet, abgeleitet vom Englischen „Language 1“. Darunter wird jene Sprache verstanden, die als Kind gelernt wird - es kann die Hochsprache aber auch jeder Dialekt sein. In der ersten Spracherwerbsphase können auch mehr als eine Sprache als Erstsprachen erworben werden.

Eine Zweitsprache wird erworben, wenn nach dem Erstspracherwerb (bis rund um das 3. Lebensjahr) eine zweite Sprache erlernt wird. Das heißt die Erstsprache sollte bereits weitestgehend vorhanden sein. Diese Zweitsprache wird im Gegensatz zur Fremdsprache im Alltag verwendet. Untersuchungen beweisen, dass der Erwerb einer Zweitsprache die Entwicklung des Kindes positiv beeinflussen kann.

Mehrsprachigkeit ist ein vielschichtiger Begriff. Dabei geht es darum Sprachen zu verstehen, zu sprechen, aber diese Sprachen auch zu lesen und zu schreiben.

Aus Erfahrung wissen wir, dass Kinder auf mehrsprachige Bedingungen in ihren Familien unterschiedlich reagieren.

Oft denken wir, das Kind könne eine bzw. beide Sprache(n) „perfekt“, da es sich ev. in einer Alltagssituation ausgezeichnet ausdrücken kann. Dazu sind folgende Aspekte anzuführen:

-       Normalerweise spricht ein Kind jene Sprache besser, in der es die meisten Anregungen bekommt. Dies ist in der Migration meist jene Sprache, die im Kindergarten bzw. in der Schule gesprochen wird. Es ist kaum möglich in mehreren Sprachen gleich viele Anreize zu bieten.

-       Meist ist die Kompetenz in jenen Sprachbereichen hoch, in denen sich das Kind sicher fühlt und mit dem es positive Gefühle verbindet. In der Folge können Begriffe in derselben Sprache aus anderen Bereichen noch neu und unbekannt sein.

-       Spezielle Ausdrücke bzw. Fachbegriffe müssen wir in einer weiteren Sprache immer erst erlernen.

In der Fachwelt unterscheidet man daher zwischen „starker / dominanter“ und „schwacher“ Sprache. Durch den intensiven Kontakt mit der Umgebungssprache in Kindergarten, Schule usw. ist diese meist die stärkere Sprache. Die stärkere Sprache wird vom Kind normalerweise öfter oder lieber benützt. Dadurch kann die schwächere Sprache verkümmern. Im Laufe des Lebens kann sich dies jedoch aufgrund geänderter Lebensbedingungen auch verschieben.

Wird von den Eltern derselbe Inhalt in zwei verschiedenen Sprachen angeboten, speichert dies das Kind oft mit unterschiedlicher emotionaler Bindung oder das Gesagte erhält durch einen speziellen inhaltlichen Bezug eine eigene Färbung; z.B. hat es Auswirkungen auf die Sprachbeherrschung der Kinder, wenn ein Elternteil die Sprache des anderen missachtet; oder wenn das Prestige der einen Sprache in der Umgebung sehr gering ist. Besonders gut kann man diese aufgezählten Unterschiede bei Geschwistern feststellen, die unter vergleichbaren Bedingungen aufwachsen und ihre eigene Mehrsprachigkeit dennoch in anderen Nuancen leben.

Außerdem entwickeln mehrsprachige Kinder oft sprachliche Vorlieben in Bezug auf spezielle Sprachbereiche. So gelingt das Erzählen von Witzen oder das Fluchen in einer Sprache oft emotionell kongruenter als in der anderen.

Dipl. Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri

Grazer Woche, 07.07.2010
Grazer Woche, 07.07.2010

Am 14. Juni 2010. fand die erste Informationsveranstaltung des Vereins Bilingual Graz über den Start der bilinguale (deutsch-ungarische) Volksschulklasse ab dem Schuljahr 2011/12 in Graz statt. Die pädagogische Projektleiterin, Dipl. Päd.in Katharina Lanzmeier-Ugri informierte die Interessierten über den momentanen Stand des Projekts. Auch Herr Karl Ebner, der Obmann des Elternvereins des deutsch-kroatischen Volksschulporjekts in der VS Geidorf nahm an der Diskussion teil.

 

Die TeilnehmerInnen bekamen einen ersten Einblick in das Konzept des ungarischen Muttersprachenunterrichts in diesem geplanten Schulversuch. Frau Dipl. Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri sagte: „Das Projekt wird in einer Grazer öffentlichen Schule starten. Der konkrete Standort wird demnächst bekanntgegeben. Als Grundlage dienen die Lehrpläne der österreichischen Volksschule. Die Basis für die ca. 4 Ungarisch-Stunden der bereits Ungarisch sprechenden Kinder ist der Lehrplan des Muttersprachenunterrichts. Dafür stehen zwei LehrerInnen für die Klasse zur Verfügung. Ein/e mit deutscher und ein/e mit ungarischer Muttersprache. Sie erarbeiten den Wochenunterrichtsplan gemeinsam in Team. Der ungarische Muttersprachenunterricht und der ungarische Fremdsprachenunterricht für die deutschsprachigen Kinder erfolgt im Verhältnis der Sprachkenntnisse der einzelnen Kinder, mit individuellen Aufgabenstellungen. Dies ermöglicht jedem Kind eine intensivere Auseinandersetzung mit der ungarischen Sprache während der ganzen Woche. Der Muttersprachenunterricht wird benotet, jedoch nicht der Fremdsprachenunterricht.“

 

Karl Ebner, als österreichischer Eltern sagte, dass er keine persönliche familiäre Beziehung zur kroatischen Sprache hat. Diese Volksschulklasse wählte er für seine Kinder trotzdem, denn es ist hier gesichert, dass die Kinder den normalen österreichischen Lehrplan erarbeiten und zusätzlich in spielerischer Form eine Fremdsprache erlernen. Weitere Vorteile des Projektes sind: kleine Schülerzahl in der Klasse, zwei Bezugspersonen, LehrerInnen. Das Projekt bereichert den Alltag der Kinder und stärkt ihr Selbstbewusstsein.

 

Über Neuigkeiten informieren wir die Interessenten gern per Newsletter. Sie können sich hier anmelden.

Das Medienecho unseres Projektes finden Sie hier.

Magyar Nemzet, 19. Mai 2010.
Magyar Nemzet, 19. Mai 2010.

BILINGUAL GRAZ: Tätigkeitsbericht (08/2009-02/2010)

 

Am 28. 10. 2009. informierte Herr Mag. Andreas Molnár Frau Dr. Krisztina Németh, die Generalkonsulin der Botschaft der Ungarischen Republik in Wien über unser Projekt und bat sie um finanzielle Unterstützung für den zweisprachigen (deutsch-ungarischen) Volksschulunterricht in Graz.

 

Auch im Oktober 2009. führte Frau Dipl.-Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri ein Gespräch mit Frau Direktorin Heidemarie Scheucher von der Volksschule Geidorf. Sie hat ihre Schule präsentiert und zeigte großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit uns. Viele Informationen bekam Frau Lanzmaier-Ugri auch von einer Kollegin, die derzeit dort in einer der beiden bilingualen (kroatisch-deutschen) Klassen unterrichtet.

 

Am 19. 11. 2009. unterrichtete Frau Dipl.-Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri Herrn Bezirksschulinspektor Johannes Lickl (zuständig für Graz, Aufsichtsbereich I) über unser Projekt. Herr BSI Lickl hat Frau Dipl.-Päd.in Lanzmaier-Ugri seine Unterstützung für den zweisprachigen (deutsch-ungarischen) Volksschulunterricht ausgesprochen. „…war über unsere Pläne sehr erfreut. Da Ungarn ein Nachbarland ist sieht er in unserem Projekt großen Sinn! Wegen des konkreten Standorts kommen mehrere Varianten in Frage.“


Am 14. 12. 2009. besuchte Frau Dipl.-Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri die steiermärkische Landesschulinspektorin für Volksschulen, Frau Dipl.-Päd.in Helga Thomann. Sie hat unsere Idee sehr begrüßt, ihre intensive Unterstützung zugesichert und unserer pädagogischen Projektleiterin einige nützliche Information mitgegeben.

 

Im Dezember 2009. führte Obmann-Stellvertreter Herr Mag. Andreas Molnár ein erstes Gespräch mit dem außenordentlichen und bevollmächtigten Botschafter der Republik Ungarn, Herr Dr. István Horváth, in dem Herr Mag. Molnár den Herrn Botschafter über unser Projekt informierte.

 

Unserem Verein, Bilingual Graz, wurde vom Landessschulrat Burgenland die offizielle Einladung zur Hospitation an den zweisprachigen Volksschulen Unterwart und Oberwart erteilt. Am 18. 11. 2010. trat unsere pädagogische Projektleiterin Frau Dipl.-Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri und Melinda Szabó die Reise an, sie wurden vom Herrn Landesschulinspektor Ludwig Baliko begleitet. Sie konnten in einige Klassen hineinschnuppern und mit Kolleginnen sprechen. Auch Material wurde Ihnen gezeigt. In diesen Klassen konnten die meisten Kinder zu Beginn ihrer Schulzeit so gut wie kein Ungarisch. Das Interessanteste dieser Reise war wohl zu erleben, wie viel bzw. wie wenig sie nach 4 Jahren intensivem Ungarisch-Unterricht können.

 

Am 26. 01. 2010. besuchte Frau Dipl.-Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri die Volksschule Innsbruck-Innere Stadt (http://www.vs-innere-stadt.tsn.at/) und sprach lange mit Frau Direktorin Dipl.-Päd.in Eva Nora Hosp. Dieses Modell der bilingualen Klasse wäre eine gute Basis für unser Projekt und die Tiroler Schule wäre an einer engen Zusammenarbeit sehr interessiert! Frau Direktorin Hosp präsentierte ihre Schule übrigens erst im Jänner Frau Bundesministerin Dr. Claudia Schmied und erntete viel Lob.

 

Am 26. 02. 2010. präsentierten Frau Dipl.-Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri und Herr Mag. Andreas Molnár unser Projekt Herrn Bezirksschulinspektor Wolfgang Schnelzer (zuständig für Graz, Aufsichtsbereich II).

Mit seiner Zustimmung haben wir die Genehmigung für den Start der zweisprachigen (deutsch-ungarischen) Volksschulklasse ab dem Schuljahr 2011/2012 für das gesamte Stadtgebiet eingeholt.

Am 31. August 2009. empfing die Grazer Stadträtin Mag.a (FH) Sonja Grabner den Verein Bilingual Graz. Stadträtin Grabner ist zuständig für das Stadtschulamt und stellt somit eine wichtige Partnerin für unser Vorhaben dar. Umso erfreulicher war daher ihre Bereitschaft, den Verein Bilingual Graz schon kurz nach dessen Gründung zu empfangen, noch erfreulicher ist ihre Zusicherung, die Ziele des Vereins Bilingual Graz nach Kräften zu unterstützen.

 

Im Gespräch, zu dem eine Reihe von Eltern und Kindern in das Rathaus kamen - die Kinder wurden von Stadträtin Grabner sogleich mit Malmaterial versorgt - wurde ausführlich der Grund und das Vorhaben des bilingualen Volksschulunterrichts, die Eckpunkte des von Dipl. Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri erarbeiteten pädagogischen Konzepts und die dazu notwendigen administrativen und politischen Schritte erläutert und diskutiert. Bei Stadträtin Grabner rannte man damit offene Türen ein, lebte sie doch selbst länger im Ausland und ist sie sich daher der Bedeutung von Mehrsprachigkeit aus eigener Erfahrung bewusst.

 

Im Ergebnis sicherte Stadträtin Grabner dem Verein Bilingual Graz jede ihr mögliche Unterstützung zu und wird in Zukunft in die weiteren Aktivitäten eingebunden: unser Vorhaben hat somit eine wichtige Partnerin im Rathaus gefunden.

v.l.n.r.: Mag. Andreas Molnár, Dipl. Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri und Stadträtin Mag.a (FH) Sonja Grabner
v.l.n.r.: Mag. Andreas Molnár, Dipl. Päd.in Katharina Lanzmaier-Ugri und Stadträtin Mag.a (FH) Sonja Grabner